[Silke Wehr Rappo, in Anlehnung an Franziska Schöni-Affolter]
In der Fähigkeit, korrekte und angemessene Prüfungsfragen, z.B. Multiple Choice Fragen, zu stellen, offenbaren sich Kompetenzen eines Prüflings. Um eine gute Multiple-Choice-Frage entwickeln zu können, müssen sich Studierende gründlich mit den entsprechenden Inhalten auseinandersetzen (Schöni-Affolter 2006, S. 20 ff.). Wichtig ist dabei, dass die Lehrpersonen die Prüfungsfragen korrigiert und eine Rückmeldung an die Studierenden gibt (ebd.). Die eingereichten Prüfungsfragen können nach vorher kommunizierten Prüfungskriterien bewertet werden. Es ist möglich, Prüfungsfragen den Mitstudierenden als Form des Self-Assessments zur Verfügung zu stellen (siehe unten). Wie dies webbasiert umgesetzt werden kann, zeigt Franziska Schöni-Affolter (2006).
Datenbank mit MC-Fragen zur formativen Selbstevaluation
Die von der Lehrperson korrigierten Prüfungsfragen können in eine Datenbank eingespeist werden. Es entstehen durch die Anzahl der Autoren und Autorinnen eine grosse Bandbreite an Fragen, die eine Person allein nur schlecht generieren könnte (ebd.).
Vorgehen (ebd., S. 21)
„Alle Studierenden werden aufgefordert, eine bis zwei Fragen aus den behandelten Stoffgebieten zu entwerfen. Auf dem Internet wird dafür ein Formular zur Verfügung gestellt, womit die Frage auf einfache Art und Weise an die Lehrkraft weitergeleitet wird. Alle Fragen werden auf ihre Richtigkeit geprüft und in einer Datenbank der Course-ware Moodle allen Studierenden zur Verfügung gestellt.“
Folgende Vorteile hat eine Datenbank mit MC-Fragen von Studierenden (ebd., S. 22):
• „Eine grosse Anzahl Studierender (120-150) profitiert davon, dass viele neue Ideen und somit ein bunter Strauss an verschiedenen Fragen zustande kommt. Diese Vielfalt an interessanten und phantasievollen Fragen kann niemals durch eine Person erreicht werden.
• Die Studierenden müssen sich zudem mit den Inhalten auseinandersetzen, wenn sie eine sinnvolle Frage stellen wollen.
• Die Lehrkraft hat die Möglichkeit, mit jedem Studierenden e-Mail Kontakt zu pflegen, indem jede Frage zuerst kontrolliert und kommentiert oder aber für eine Verbesserung zurückgeschickt wird.
• Wird dies konsequent über mehrere Jahre gemacht, kommt eine grosse Anzahl Fragen zusammen, an welchen die Studierenden ihr Wissen testen können.“
„Schliesslich erhält die Lehrkraft über die zugesandten MC-Fragen einen Eindruck, wie gut die unterrichtete Materie von den Studierenden verstanden wird. Sie kann, falls nötig, in der Präsenzveranstaltung erklärend eingreifen oder sogar Teile im Theorieteil der e-learning Site ausführlicher erklären und ergänzen. Ziel dieser Art formativer Evaluation ist es, die Studierenden als aktive Teilnehmer zu involvieren, ihnen Verantwortung für den eigenen Lernprozess zu geben und ihnen ein Instrument zur Verfügung zu stellen, das die Prüfungssituation am besten simuliert“ (Schöni-Affolter 2006, S. 22).
Literatur:
Schöni-Affolter, F. (2006). Webbasierter Kurs in der Medizin. Konzeption und Durchführung. In: Wehr, S. (2006). Hochschullehre adressatengerecht und wirkungsvoll. Beiträge aus der hochschuldidaktischen Praxis. Bern u.a.: Haupt Verlag.